Gedanken zum Monat
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gäste,
ein schlichtes Weihnachts-Bild zeigt unser Pfarrbriefmantel. Fällt Ihnen etwas auf? Mir sind die Hände ins Auge gefallen: die weit geöffneten Hände Josefs und Marias. Wenn Sie durch diese Hände Linien ziehen, ergibt sich ein Dreieck, das Zeichen des dreieinen Gottes. Die Spitze führt hin zum Gesicht des Kindes. Dafür ist dieses Kind geboren worden, dafür ist Gott Mensch geworden, dass unsere Hände aufgehen.
In einem Lied im „Gotteslob“ heißt es: „Hände, die schenken, erzählen von Gott. Sie sagen, dass er mich erhält. Hände, die schenken, erschaffen mich neu, sie sind der Trost dieser Welt.“ Vielleicht ist das ein guter Vorsatz für die Adventszeit: die Hände zu beobachten, die eigenen und die Hände derer, die mir begegnen. Am Morgen, selbst wenn ich wenig Zeit habe, kann ich für einen Moment meine Hände aufmachen und sie wahrnehmen: Herr, lass meine Hände heute offen sein. Du bist der schenkende Gott. Lass mich annehmen, was du mir heute gibst. Und lass mich wertschätzen, was mir in meine Hände gelegt wird.
Und im Lauf des Tages kann ich achtgeben: Wem gebe ich meine Hand? Was bedeutet der Händedruck? Wo sehe ich offene Hände? Überall sind sie nötig: Wenn ein Kind geboren wird, wenn Menschen es nicht allein schaffen und Unterstützung brauchen, wenn Trost nötig ist…
Am Abend kann ich wieder die Hände öffnen, wie es unser Titelbild zeigt: Waren meine Hände heute offen oder geschlossen? Was habe ich empfangen? Zu welcher Aufgabe habe ich meine Hände gegeben? Was habe ich aus meiner Hand gegeben? Wer hat mich auf irgendeine Weise beschenkt? Wem konnte ich etwas geben? Bevor ich die Augen schließe, gebe ich bewusst alles aus der Hand – in die Hände Gottes zurück.
Das Bild der Heiligen Familie steht vor einer Mauer. Es braucht schützende Mauern, aber manchmal sind Mauern auch Bilder für das, was trennt. Am Ende des Heiligen Jahres bitten wir Gott, dass er hilft, solche trennenden Mauern in unseren Köpfen und Herzen zu überwinden. Und wir bitten ihn, dass das Weihnachtsfest wie ein Schlüssel wird für das, wofür wir Menschen gemacht sind. Wenn wir mit den Kindern im Kreis stehen und uns die Hände reichen, wird dies deutlich: Wir alle kommen von Gott her und sind zu ihm hin auf dem Weg, so verschieden wir auch sind. Lasst uns miteinander gehen!
Eine gute Adventszeit, ein gesegnetes Geburtsfest des Herrn und ein von ihm geschenktes und geführtes neues Jahr wünscht Ihnen und allen, die zu Ihnen gehören, gemeinsam mit den Mitarbeitern
Ihr Pfarrer Dr. Michael Höhle